Bleierne Müdigkeit, Kopfschmerzen, trockene Augen werden oft mit Frühjahrsmüdigkeit assoziiert. Aber haben Sie auch schon mal daran gedacht, dass dies auch andere Ursachen haben könnte? In unseren Arbeits- und Wohnräumen lauern einige Faktoren, die uns „die Luft zum atmen nehmen“: Raumluftqualität, Gestaltung und Ausrichtung der Räume, Gestaltung und Positionierung der Möblierung, Farb- und Materialauswahl, Raumakustik, Beleuchtungsauswahl.
Raumluftqualität – Schadstoffe in der Raumluft
Generell muss man zwischen gesundheitlich bedenklichen und nur störenden Begleitstoffen unterscheiden. Hohe Konzentrationen von z.B. Stickoxiden, Kohlenmonoxid und Ozon sind dagegen immer schädlich, daher ist bei diesen Stoffen der jeweilige Grenzwert dringend zu beachten und zu unterschreiten. Allgemein zu beachten ist, daß jeder Mensch anders reagiert aufgrund seiner Veranlagung, seines Alters, seiner Lebensgewohnheiten und der Dauer seines Aufenthaltes. Die wichtigsten Parameter des umfangreichen Themas sind hier aufgeführt:
C02 (Kohlenstoffdioxid)
Der C02-Gehalt der Raumluft ist ein wichtiger Indikator, ob auch sonst etwas mit der Raumluft nicht in Ordnung ist. Der von Herrn Pettenkofer bereits 1858 aufgestellte Grenzwert als Komfortkriterium hat heute noch Bestand: 0,1 %, also 1000 ppm (parts per million), d.h. bei Überschreiten dieses Grenzwertes können Symptome wie z.B. Müdikeit und Kopfschmerzen auftreten. In Innenräumen sollten 1500 ppm nicht überschritten werden. Bei Nichtwohngebäuden wird nach EN 13779 klassifiziert in IDA (indoor air qualitiy) 1-4 (sehr gut – mäßig). Diese definiert nicht mehr einen festen Grenzwert, sondern eine zulässige Erhöhung der Konzentration gegenüber der Außenluft. Erfahrungsgemäß stellt eine Differenz innen zu außen von 700 ppm ein vernünftiges Maß dar. Wo durch Fensterlüftung diese Werte nicht eingehalten werden können, sollte über den Einbau einer mechanischen Lüftung nachgedacht werden – vor allem in Räumen, in denen sich viele Personen aufhalten. Siehe Kinderkrippe Petitini, bei der eine mechanische Entlüftung mit Nachströmung über Fensterfalzlüfter eingebaut wurde.
Raumluftfeuchtigkeit
Der optimale Bereich wird zwischen 35-55 % relative Feuchte angesehen. Darunter gibt es oft Beeinträchtigungen für Haut und Atemwege, aber auch ggf. Beschädigung Oberflächen und Material – wie z.B. Parkett oder Musikinstrumente. Eine Raumluftfeuchte oberhalb 55 % ist zu begrenzen zur Vermeidung von Schimmelpilzwachstum (ab 60 % möglich) und starker Vermehrung von Hausstaubmilben. (Das in energieeffizienten Häusern und Passivhäusern mit Lüftungsanlagen öfters auftretende Problem einer zu geringen Luftfeuchtigkeit kann durch die Reduzierung der Luftwechselrate / Außenluftrate behoben werden.)
N20 (Distickstoffmonoxid = “Lachgas”), N0 (Stickstoffmonoxid), N02 ( Stickstoffdioxid)
In hohen Konzentrationen wird das Lungengewebe geschädigt.
Formaldehyddämpfe
Ab Konzentrationen von 100 μg/m3 Beeinträchtigungen der Augen und der oberen Atemwege. Tolerierbar in Wohnungen max. 120 μg/m3
03 (Ozon)
Hochgiftig, Schleimhäute werden gereizt, in hohen Konzentrationen Schädigung der Atemwege
Radon, Thoron
Die Zerfallsprodukte lagern sich an Staubpartikel in der Luft an und gelangen so in die Lunge und können dort Krebs erregen. Kritischer Wert: 500 Bq/m3. Wichtig: Der Radonwert sollte auch beim Kauf von Grundstücken untersucht werden. Bei hohen Werten sollten Keller bzw. Bodenplatte sowie die Gebäudehülle luftdicht mit kontrollierter Lüftung ausgeführt werden.
Ausdünstungen von Baustoffen, Lacken (z.B. Lösemittel, Schwermetalle, Biozide)
Bei Bestandsbauten ist auch eine Untersuchung auf diese Stoffe ratsam. Wichtig bei Neubau und Renovierung: Achten Sie auf eine möglichst schadstofffreie Materialauswahl! Farben und Klebstoffe, z.B. für Parkett oder Teppichboden, sollten lösemittelfrei sein. Beim Einsatz von Silikatfarben entsteht keine Geruchsbelästigung. Beachten Sie bitte, daß sich Silikatfarben nicht für jeden Untergrund eignen. Öle und Wachse zur Oberflächenbehandlung bei Holzfußböden lassen die Böden „atmen“, der Geruch ist nach der Verarbeitung relativ schnell ausgedünstet. Wichtig bei der Auswahl: Die Überprüfung der Inhaltsstoffe und die Eignung für den geplanten Einsatzort.
Feinstaub von Kopieren und Laserdruckern
Beim Drucken und beim Tonerwechsel stoßen viele Laserdrucker kleinste Teilchen, sogenannte Nanopartikel, aus die krank machen können. Eine Risikominderung kann man hier durch oftmaliges Stoßlüften und einen separaten Aufstellort des Gerätes erreichen sowie durch den Einsatz von Geräten mit geringstmöglicher Belastung.
Feinste Partikel und Fasern (z.B. Mineralfasern, Asbest)
Bis in die 90-er Jahre wurden teilweise Mineralfasern verbaut, die aufgrund ihrer Fasergeometrie als krebserregend gelten. Dasselbe gilt für Asbest in Baustoffen.
Schlechte Gerüche
Oftmals harmlos, kann ein schlechter Geruch jedoch das Befinden erheblich beeinflussen.
Mein FAZIT:
Die Ursachen für eine schlechte Raumluftqualität sind vielfältig, können aber oftmals durch kleine Handgriffe verbessert werden z.B. über die einfache manuelle Stoßlüftung. Dies ist nicht immer für alle Beteiligten komfortabel – arbeiten mehrere Menschen in einem Raum sind die individuellen Empfindungen von Wärme und Kälte, trockener oder schlechter Luft sehr unterschiedlich. Hier kann über den Einbau einer Lüftung mit Wärmerückgewinnung nachgedacht werden. Regelmäßige Wartung und Wechsel der Filter sind dabei Standard.
Auch können viele Probleme im Vorfeld vermieden werden durch den Einsatz unbedenklicher Baustoffe und Materialien und einer sorgfältigen Überprüfung von Baustoffen in Bestandsbauten sowie deren Behandlung bzw. Entsorgung bei Überschreiten der Grenzwerte. Nützliche Links für baubiologisch unbedenkliche Baustoffe sind z.B.
www.wohnnet.at/gute-baustoffe.htm.